Was können Führungskräfte von Dirigenten lernen?
Führungskräfte können von Dirigenten auf mehreren Ebenen lernen, da es viele Parallelen zwischen der Führung eines Orchesters und der Führung eines Teams in einem Unternehmen gibt. Dies sind die wichtigsten Gemeinsamkeiten.
Klarheit in der Kommunikation
Dirigenten müssen klar in der Kommunikation sein, um sicherzustellen, dass alle Musiker im Orchester das gleiche Verständnis des Stücks haben. Dazu nutzen sie verschiedene Techniken:
Trainieren der eigenen Körpersprache, um ihre Absichten zu verdeutlichen. Sie können beispielsweise deutliche Bewegungen machen, um den Takt oder das Tempo zu markieren, oder bestimmte Handbewegungen oder Mimiken verwenden, um Dynamik oder Ausdruck zu verdeutlichen.
Klares Feedback geben und sich Zeit nehmen, um sicherzustellen, dass die Musiker ihre Anweisungen verstanden haben und um Missverständnisse zu vermeiden.
Ihre Vision für das Stück klar kommunizieren, zum Beispiel mit Einsatz von Metaphern, Bildern und Visualisierungen, um alle in einem Boot zu haben.
Ein Dirigent ist mehr ein Coach als ein Teamplayer, der den Spielern etwas zuruft, aber gleichzeitig das große Bild nicht aus den Augen verliert. Denn als Dirigent spielt man nicht selbst, ist aber sehr involviert - und das sind auch gute Führungskräfte.
Effektive Zusammenarbeit
Wie im Unternehmen, gilt auch im Orchester: nur wenn die einzelnen Musiker / Mitarbeiter gut zusammenarbeiten, entsteht ein harmonisches und kohärentes Ergebnis. Daher muss der Dirigent diese Zusammenarbeit fördern und sicherstellen, dass jeder Musiker seinen Beitrag leisten kann. Hier sind einige der Methoden, die Dirigenten dafür nutzen und die ebenso fürs Unternehmen gelten:
Individualität fördern: Dirigenten erkennen und fördern die Individualität jedes Musikers im Orchester, indem sie jeden ermutigen, ihre eigenen musikalischen Interpretationen und Ideen einzubringen. Dies kann dazu beitragen, dass die Musiker sich gehört und wertgeschätzt fühlen und die Zusammenarbeit im Orchester stärken.
Klare Vision festigen: Dirigenten stellen sicher, dass alle Musiker im Orchester eine gemeinsame Vision und Interpretation des Stücks haben und alle zusammenarbeiten. Sie können auch spezifische Ziele oder Richtlinien für das Stück setzen, damit alle auf dem gleichen Stand sind.
Feedback-Kultur fördern: Dirigenten ermutigen die Musiker, Feedback zu geben, mit dem Ziel, dass alle im Orchester offen und ehrlich miteinander kommunizieren.
Plan B: Es kann immer etwas dazwischen kommen. Gute Dirigenten haben einen Plan B, wenn z.B. ein Instrument ausfällt oder ein Musiker erkrankt, um die Performance sicherzustellen.
Diese Methoden sollten auch Führungskräfte in Unternehmen beherzigen und übernehmen.
Empathie und Entfaltung von Stärken
Ein Dirigent muss in der Lage sein, die individuellen Stärken und Schwächen jedes Orchestermitglieds zu verstehen, um sicherzustellen, dass das gesamte Ensemble harmonisch zusammenarbeitet. Gleichzeitig muss er den Musikern vermitteln “Wir können das nur gemeinsam schaffen”.
Team-Arbeit: Dirigenten beobachten die Musiker während der Proben und Auftritte, um ihre individuellen Stärken und Schwächen zu verstehen. Sie achten auf die Technik, den Klang und die Interpretation jedes Musikers und berücksichtigen dies bei der Planung der Musikstücke. Sie lassen beispielsweise Musiker mit verschiedenen Fähigkeiten zusammenarbeiten oder weisen bestimmte Passagen oder Soli den Musikern zu, die in diesem Bereich besonders stark sind.
Wertschätzung: Ein Dirigent würdigt die Arbeit der Musiker und lobt ihre Leistungen. Ein solches positives Feedback kann dazu beitragen, das Selbstvertrauen und die Motivation der Musiker zu steigern.
Offenheit für Diskussionen: Viele Musiker haben eine starke Persönlichkeit und klare Vorstellungen - so wie Mitarbeiter auch. Wenn Dirigenten offen sind für Input und Diskussionen, und es dabei nicht um Machtspiele geht, kann ein kritischer Austausch bereichernd sein. Oft lohnt es sich, Ideen einzubinden statt nur abzuwehren.
Vertrauen und Respekt
Das Vertrauen der Musiker zu gewinnen, ist für Dirigenten von entscheidender Bedeutung, um eine erfolgreiche Zusammenarbeit im Orchester zu gewährleisten. Denn Musiker haben besonders sensible Antennen, weil sie sich ständig auf neue Menschen und neue Situationen einstellen müssen. (Ähnlich wie Mitarbeiter, die schnell herausfinden, wie der Chef tickt.) Sie können schon in den ersten Sekunden spüren, wer von ihnen steht. Deshalb muss der Dirigent sie von Anfang an überzeugen. Hier sind einige Aspekte, die dazu beitragen.
Fachliches Knowhow: Respekt entsteht, wenn die Dirigenten sich mit dem Repertoire auskennen, die Musik interpretieren können und dieses Knowhow mit den Musikern teilen.
Empathie: Dirigenten sollten auf die Bedürfnisse und Herausforderungen der Musiker eingehen können. Sie sollten in der Lage sein, eine positive und unterstützende Umgebung zu schaffen, in der sich die Musiker wohl fühlen und ihr Bestes geben können.
Klarheit und Präzision: Wenn Dirigenten eine klare Zielrichtung vorgeben, können die Musiker sich auf ihre eigenen Leistungen konzentrieren und dem Dirigenten vertrauen, die gesamte Aufführung zu koordinieren.
Offene Kommunikation: Eine offene Kommunikation mit den Musiker:innen ist entscheidend. Dirigenten sollten in der Lage sein, Feedback zu geben und zu empfangen.
Insgesamt können Führungskräfte von Dirigenten lernen, wie man ein Team effektiv führt, indem man klare Kommunikation, Empathie, Vertrauen, Motivation und Inspiration einsetzt, um das Beste aus jedem Mitarbeiter herauszuholen.
Denn Musik verlangt nicht nur einen kritischen Verstand, Ehrlichkeit und Disziplin, sondern auch Freundlichkeit und die Fähigkeit anderen zuzuhören.
Sie möchten die besonderen skills des dirigierens näher kennen lernen und ausprobieren?
Im Training “Führen ohne Worte” bekommen Sie die einmalige Gelegenheit, Musiker zu dirigieren.
Sie erleben Führung intuitiv und verstehen die Wirkung Ihres Auftritts.
Diese Artikel können für Sie auch interessant sein
Über die Autorin
Carmen Kraushaar ist Gründerin der bpw-akademie und langjährige Partnerin der Personalberatung QRC Group. Sie berät seit über zehn Jahren Unternehmen bei der Besetzung von Fach- und Führungspositionen sowie Mitarbeiter und Kandidaten bei der Karriereentwicklung.