Sollte ich in meiner Karriere schon weiter sein?
Haben Sie sich diese Frage auch schon mal gestellt? Vielleicht kam der Gedanke auf, als der gute Freund von seinem üppigen Bonus erzählt. Oder beim Blick auf LinkedIn, wo die Bekannte aus Studienzeiten schon wieder befördert worden ist. Oder wenn man aufschnappt, dass andere gefühlt wöchentlich von Headhuntern kontaktiert werden....
Wo wollen Sie beruflich stehen? Diese Frage ist natürlich ganz individuell und nicht so leicht zu beantworten. Deshalb geben wir Ihnen Fragen an die Hand, die Sie dabei unterstützen. Und ganz praktische Tipps, was Sie tun können, um Ihre Karriere voranzubringen.
Zum Einstieg ein paar Erfahrungen aus unserer Beratungsarbeit
Die richtig großen Karriereschritte passieren in der Regel im Alter von 30 bis 40 Jahren. In diesem Zeitraum findet meist der Wechsel auf Leitungsfunktionen statt. In der Zeit legen viele den Karriereturbo ein und das motiviert, dann ebenfalls aufs Gas zu drücken.
Unsere Tipps:
Sammeln Sie erste (fachliche) Führungserfahrung so früh wie möglich – häufig findet das mit Ende 20 bis Anfang 30 statt. Streben Sie danach auch, wenn möglich, disziplinarische Führungsverantwortung an.
Idealerweise sollten Sie Ihre Stelle nach 2-4 Jahren wechseln. Das ist natürlich nur ein grober Richtwert. Denn oft sind Karrieresprünge (auch gehaltliche) mit einem Stellenwechsel verbunden, es sei denn Sie arbeiten in einem Konzern und können dort in verschiedene Abteilungen und Bereiche wechseln. Dennoch gilt die Regel: je länger Sie auf ihrer Stelle verharren, umso langsamer ist ihre Karriereentwicklung.
Generell gilt: wenn absehbar ist, dass Sie intern nicht gefördert werden und weiter kommen, weil SIE für das Unternehmen ein unverzichtbarer Spezialist sind und es für Sie passende Stellen gibt, dann sollten Sie rechtzeitig den Wechsel in eine andere Firma wagen.
Aber: Karrierechancen können Sie mit jedem Alter und an jedem Punkt in Ihrem Leben nutzen. Sollten Sie in Ihren 30ern keine großen beruflichen Entwicklungen machen, weil Sie beispielsweise Ihre Familie gründen wollen, so gibt es auch zu einem späteren Zeitpunkt eine Chance, mit Ihrer Karriere durch zu starten. Konkrete Tipps finden Sie im letzten Abschnitt.
Empfehlungen für Ihre eigene Standort-Bestimmung
Letztlich können nur Sie selbst entscheiden, ob Sie schon dort sind, wo Sie beruflich sein wollen. In unseren Karriereberatungen finden wir diese Fragen dafür hilfreich:
Bin ich wirklich bereit, die Zusatzmeile zu gehen, die ich brauche, um den nächsten Karrierelevel zu erreichen? Oder möchte ich mich in meiner aktuellen Lebensphase auf andere Themen konzentrieren, wie zum Beispiel meine Kinder? Und mich erst später wieder auf die Karriere konzentrieren?
Wie viel Gestaltungswillen habe ich, um meine Karriere voranzubringen und die nötigen Schritte zu gehen?
Entsteht der Eindruck, dass ich bereits mehr erreicht haben sollte, nur durch den Vergleich mit Freunden und Bekannten? Geht es also eher um den „Neidfaktor“ als wirklich um meinen eigenen inneren Wunsch?
Vergleiche ich beim Gehalt Äpfel mit Birnen? Der reine Vergleich von Einkommenszahlen bringt Ihnen nichts. Achten Sie stattdessen immer auf das Gesamtpaket. Dazu zählt die Arbeitszeit (der Abbau von Überstunden kann sehr viel „wert“ sein), Leistungen für die Altersvorsorge, Dienstwagen, Angebote zur Fortbildung und mehr.
Habe ich überhaupt eine berufliche Zielvorstellung im Kopf und passt sie zu mir? Nicht jeder wird auf einer Führungsposition glücklich und das ist auch in Ordnung so.
10 Tipps, wie Sie Ihre Karriere voranbringen
Sie sind zu dem Ergebnis gekommen, dass Ihr beruflicher Status Quo nicht (mehr) passt und Sie weiter kommen wollen? Dann können Ihnen diese Tipps helfen:
Prüfen Sie, welche Entwicklungsmöglichkeiten Sie haben. Wie viel Zeit und Energie können Sie in Ihren Beruf stecken? Können Sie sich in Ihrer Firma weiter entwickeln oder sind die Möglichkeiten begrenzt? Hat sich in Ihrer Branche viel getan und Sie haben Fortbildungsbedarf? Mit diesem ersten Blick auf Ihre Situation können Sie oft schon ableiten, welche Türen Sie überhaupt öffnen können.
Werfen Sie einen realistischen Blick auf Ihre Situation im Unternehmen: welche nächsten Karriereschritte sind möglich? Werden die Positionen, die für Sie interessant wären, vermehrt extern besetzt oder führt die Karriereentwicklung nur über einen Auslandsaufenthalt an einen anderen Standort? Wenn Sie erkennen, dass Sie sich intern nicht weiter entwickeln können, sollten Sie sich extern bewerben. Lesen Sie dazu auch den Artikel Keine Beförderung trotz guter Leistung? So klappt es endlich.
Kommunizieren Sie Ihren Entwicklungswunsch aktiv und machen es Ihrem Chef und der Personalabteilung gegenüber deutlich. Machen Sie sich sichtbar, indem Sie für (ungeliebte) Projekte den Finger heben und sich melden. Seien Sie dabei aber nicht nur das „fleißige Bienchen“, das alles stillschweigende weg arbeitet, sondern machen Sie auch darauf aufmerksam, was Sie leisten. Dadurch nimmt man Sie wahr und Sie haben weit mehr Chancen, sich in der Firma zu positionieren, um dann für neue Stellen und Aufgaben berücksichtigt zu werden.
Wenn Sie feststellen, dass Sie fachliche Defizite haben, prüfen Sie, ob es eine geeignete Weiterbildung, ein Masterstudium oder ähnliches gibt, mit dem Sie Ihr Knowhow schärfen können.
Bewerben Sie sich regelmäßig extern und testen Sie so Ihren Marktwert. Der praktische Nebeneffekt ist: Ihre Unterlagen bleiben immer aktuell und Sie können sich spontan auf eine tolle Stelle bewerben
Bewerben Sie sich nur auf Stellen, bei denen Sie mehr Verantwortung übernehmen können oder wo Sie eine bessere Entwicklungsperspektive haben als auf Ihrer jetzigen Position. Achten Sie darauf, dass Sie mindestens 60 – 70 % der Stellenanforderung erfüllen.
Tauschen Sie sich mit Leuten aus, die das erreicht haben, was Ihnen vorschwebt. Berichten Sie, wo Sie aktuell stehen, fragen Sie nach Tipps und erfragen sie, wie sie vorgegangen sind.
Kommunizieren Sie in Ihrem privaten Umfeld Ihren Entwicklungswunsch. Oft tun sich Möglichkeiten auch über das eigene Netzwerk auf, die man zuvor gar nicht auf dem Schirm hatte.
Benchmarken Sie Ihr Gehalt, z.B. bei gehalt.de, um zu sehen, ob Sie entsprechend Ihrer Aufgabe bezahlt werden. Achten Sie darauf, dass immer das Gesamtpaket stimmt (z.B. Arbeitszeit, Leistungen für die Altersvorsorge, Weiterbildungsmöglichkeiten).
Ziehen Sie außerbetriebliche Aktivitäten in Betracht, die Ihre Karriere unterstützen und mit denen Sie sich profilieren können. Dazu zählen zum Beispiel Vorträge, Vorlesungen, Gutachten, Patentanmeldungen. Achtung: bei Nebentätigkeiten stimmen Sie sich vorher mit Ihrem (neuen) Arbeitgeber ab, damit kein unnötiger Eindruck vermittelt wird, dass Sie parallel ein Business aufbauen und im Wettbewerb mit Ihrem Unternehmen stehen.
Als Fazit lässt sich sagen: Steuern Sie Ihre eigene Karriere aktiv. Anders als in Schule, Studium und vielleicht ersten Traineeprogrammen. Für Ihre Karriere gibt es keinen vorgezeichneten Verlauf. Daher ist es umso wichtiger, dass Sie regelmäßig den Status Quo prüfend betrachten und aktiv werden, wenn Sie unzufrieden sind.
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Über die Autorin
Carmen Kraushaar ist Gründerin der bpw-akademie und langjährige Partnerin der Personalberatung QRC Group. Sie berät seit über zehn Jahren Unternehmen bei der Besetzung von Fach- und Führungspositionen sowie Mitarbeiter und Kandidaten bei der Karriereentwicklung.
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